Mittlerweile spüren viele Haushalte in Hattersheim, dass Energie immer teurer wird. Ob Strom, Erdgas oder Heizöl – die Energierechnungen und monatlichen Abschlagzahlungen werden immer höher. Ein Ende der Preissteigerungen ist nicht in Sicht. Zwar wirkt die Bundesregierung kurzfristig mit den Entlastungspaketen entgegen, um die Folgen für die Bürger abzumildern. Entschiedenes Handeln ist jedoch insbesondere auch auf kommunaler Ebene notwendig, um die Energieversorgung sicher und bezahlbar zu machen.
Für Nahwärmekunden in Hattersheim ist jedoch noch völlig unklar, welche Kosten auf sie zukommen. Der Fraktionsvorsitzende der SPD in Hattersheim, Marek Meyer, erklärt dazu: „Wir wurden bereits von mehreren Bürgern angesprochen, die Nahwärme von den Stadtwerken beziehen. Keiner von denen hat eine Information zur Preisentwicklung von den Stadtwerken erhalten.“ Die SPD-Fraktion hat deshalb eine Anfrage an den Magistrat gerichtet, um Auskunft über die Preisentwicklung der Nahwärme zu erhalten. Die SPD ist auch besorgt über den Preishebel, der die Nahwärme teurer als notwendig machen könnte. Die Stadtwerke berechnen den Wärmepreis mit einem prozentualen Aufschlag von ca. 70% auf den Bezugspreis des Erdgases. Für einen vierköpfigen Haushalt könnte so eine jährliche Kostensteigerung von mehr als 4000 € zustande kommen. Die SPD fragt den Magistrat daher, ob eine Anpassung des Berechnungsfaktors angedacht ist, um die Belastung der Bürger zu reduzieren. Wissen will die SPD auch, ob die Stadtwerke einen Übergewinn durch den Preishebel erzielen.
Die Hattersheimer SPD-Fraktion beklagt weiterhin, dass es in der Stadt Hattersheim keine Strategie für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung gibt. Gerade beim Thema Heizwärme sieht Marek Meyer, die Stadt in der Pflicht: „Wir brauchen in Hattersheim eine kommunale Strategie, wie Haushalte und Unternehmen zu bezahlbaren Preisen mit Heizwärme versorgt werden können. Das gilt auch für städtische Gebäude und die im Stadtgebiet aktiven Vereine.“
Die SPD setzt sich in Hattersheim bereits seit einigen Jahren für eine strategische Neuausrichtung der kommunalen Wärmeversorgung ein. Auch der SPD-Bürgermeisterkandidat Mesut Cetin hatte in seinem Bürgermeisterwahlkampf auf die Notwendigkeit einer strategischen kommunalen Wärmeplanung hingewiesen. Die SPD-Fraktion hat seit Jahren verschiedenste Anträge in die Hattersheimer Stadtverordnetenversammlung eingebracht, um die Energieversorgung nachhaltig, bezahlbar und sicher umzustellen. Mehrere Anträge forderten die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren für die Nahwärme-Versorgung von Haushalten zu nutzen, fanden jedoch nicht die Zustimmung der Koalition. Einen weiteren Antrag hat die SPD-Fraktion in diesem Jahr gestellt, um einen kommunalen Wärmeplan aufzustellen. Auch dieser Antrag wurde von der Koalition aus CDU, FDP und FW abgelehnt. Ebenso abgelehnt wurde kürzlich der Antrag der SPD, in städtischen Gebäuden auf den Einbau neuer Gas- und Ölheizungen zu verzichten, und stattdessen auf nachhaltige Energieformen zu setzen. Auch SPD-Anträge zur Nutzung von mehr Solaranlagen zur Stromgewinnung wurden von der Koalition abgelehnt.
SPD-Fraktionschef Meyer kritisiert die grundsätzliche Verweigerungshaltung der CDU-geführten Koalition, die Energieversorgung in Hattersheim zukunftssicher zu machen. Der einzige Antrag der Koalition zu diesem Themengebiet war die Prüfung sogenannter „Wind Trees“ – die Prüfung durch die Stadtverwaltung hat jedoch ergeben, dass diese Anlagen unwirtschaftlich sind und sehr wenig Strom produzieren.
Marek Meyer zeigt sich enttäuscht über die Ablehnung der Anträge: „Es ist höchste Zeit, dass unsere Stadt die Energieversorgung strategisch anpackt. Ein kommunaler Wärmeplan ist ein strategisches Instrument, um die Weiterentwicklung und Transformation der Heizwärmeversorgung zu analysieren, zu planen und umzusetzen. Ohne kommunale Strategie fahren wir nur auf Sicht – das ist bei diesem Thema zu wenig. Leider gibt es momentan keine politische Mehrheit für strategisches Handeln in Hattersheim. Bezahlen müssen dafür letztendlich die Hattersheimer Einwohner durch immer weiter steigende Heizkosten.“
In den Debatten im Stadtparlament wurde seitens der Koalition argumentiert, die Stadt würde bereits einzelne Maßnahmen durchführen, deshalb sei eine Strategie nicht notwendig. Dem Widerspricht Meyer jedoch: „Punktuelle Einzelmaßnahmen ersetzen nicht eine langfristige Strategie für das ganze Stadtgebiet. Das ist viel zu kurz gedacht.“