Steigende Nachfrage nach Hilfe bei häuslicher Gewalt – Sofortprogramm des Landes gefordert

Bild: Angelika Aschenbach

Das bundesweit erreichbare Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ hat heute berichtet, dass die Zahl der Hilferufe und Beratungswünsche allein innerhalb der vergangenen zwei Wochen um 17,5 Prozent zugenommen hat. Offensichtlich führten die Einschränkungen des sozialen Lebens und der Bewegungsfreiheit der Menschen durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie dazu, dass innerhalb von Beziehungen und Familien das Aggressions- und Gewaltpotenzial deutlich zunehme, so die frauenpolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Lisa Gnadl.

Sie sagte: „Auch von den Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen in Hessen bekomme ich die Rückmeldung, dass die Nachfrage nach Schutz-, Hilfs- und Bratungsangeboten deutlich zugenommen hat. Die seit mehr als vier Wochen geltenden Beschränkungen stellen offenkundig viele Familien und Partnerschaften auf eine Probe. Faktoren wie das so genannte „social distancing“, geschlossene Kindertagesstätten und Schulen sowie Kurzarbeit und die damit verbundene Unsicherheit über die eigene finanzielle Zukunft führen zu einer Zunahme der häuslichen Gewalt. Es ist absehbar, dass sich die Situation weiter zuspitzen und der Hilfs- und Beratungsbedarf weiter zunehmen wird.“

Allerdings hätten die hessischen Frauenhäuser schon vor der Covid-19-Krise an den Grenzen ihrer personellen, räumlichen und finanziellen Möglichkeiten gearbeitet, so Lisa Gnadl. Ein Anstieg der Fälle, in denen Frauen Hilfe benötigten, sei mit den vorhandenen Kapazitäten nicht mehr zu bewältigen.

Um für Frauen und Kinder den notwendigen Schutz vor häuslicher Gewalt zu gewährleisten, brauche es in Hessen dringend eine Aufstockung der Frauenhausplätze. „Aber auch das Personal in den Frauenhäusern, Frauennotrufen und Beratungsstellen muss aufgestockt werden, um der steigenden Zahl der Hilfesuchenden gerecht werden zu können“, so Gnadl.

Zwar bemühten sich viele Kommunen und Träger von Hilfseinrichtungen, ihre Angebote auszubauen. „Das Land muss aber in diesem Bereich unterstützend eingreifen und seine Förderung erhöhen, um sicherzustellen, dass es auch in der aktuellen Krise ausreichend Schutzunterkünfte, Betreuungsmöglichkeiten und Beratungen für die betroffenen Frauen gibt. Dazu braucht es ein Sofortprogramm des Landes. Das ist kein Problem, bei dem die Landesregierung die Kommunen und Träger von Einrichtungen weiter alleinlassen darf“, sagte Lisa Gnadl.